Fahrlässige Körperverletzung nach § 229 StGB
Nach § 229 StGB macht sich auch derjenige strafbar, der eine Körperverletzung fahrlässig begeht.
Fahrlässige Körperverletzungen kommen in allen Lebensbereichen vor. Rechtsanwalt Dietrich vertritt z.B. regelmäßig Autofahrer die im Straßenverkehr einen Verkehrsunfall mit Personenschaden verursacht haben sollen und Ärzte, denen ein Behandlungsfehler vorgeworfen wird.
Rechtsanwalt Dietrich ist spezialisiert auf die Verteidigung von Körperverletzungsvorwürfen und beantwortet Ihnen im Nachfolgenden:
1. Was ist eine fahrlässige Körperverletzung
Nicht jede ungewollte Körperverletzung führt aber zu einer Bestrafung wegen fahrlässiger Körperverletzung.
Es müssen fünf Tatbestandsvoraussetzungen vorliegen, damit man wegen einer fahrlässigen Körperverletzung bestraft werden kann. Hierzu zählen:
Körperverletzung
Was eine Körperverletzung ist, finden Sie auf unserer Seite zur Körperverletzung.
fahrlässiges Verhalten bei Körperverletzung
Die Körperverletzung muss auf ein fahrlässiges Verhalten zurückzuführen sein. Ein fahrlässiges Handeln ist gegeben, wenn jemand objektiv gegen eine Sorgfaltspflicht verstößt, die gerade dem Schutz des beeinträchtigten Rechtsgut dient, und wenn dieser Pflichtverstoß unmittelbar oder mittelbar eine Rechtsgutsverletzung zur Folge hat, die der Handelnde nach seinen subjektiven Kenntnissen vorhersehen und vermeiden konnte.
Wer als Autofahrer beim Rechtsabbiegen sich nicht vergewissert, ob er gerade rechts von einem Radfahrer überholt wird, oder wer im Straßenverkehr zu schnell fährt, unterlässt jeweils die im Verkehr erforderliche Sorgfalt. Kommt es zu einem Unfall mit Personenschaden, liegt eine relevante Pflichtverletzung vor.
Pflichtwidrigkeitszusammenhang bei fahrlässiger Körperverletzung
Neben einem fahrlässigen Verhalten muss ein sogenannter Pflichtwidrigkeitszusammenhang zwischen der Pflichtverletzung auf der einen und der Schädigung auf der anderen Seite bestehen. Hierfür ist erforderlich, dass die Verletzung unmittelbar auf der Pflichtverletzung beruht.
Dieser Zusammenhang wäre gegeben, wenn man eine rote Ampel überfährt und deswegen genau an dieser Kreuzung einen Fußgänger anfährt. Fährt man allerdings über eine rote Ampel und verursacht erst einen Kilometer später einen Unfall mit Personenschaden, so ist das Überfahren der roten Ampel zwar kausal für den Unfall. Hätte man an der roten Ampel angehalten, hätte man zu einem späteren Zeitpunkt die Unfallstelle erreicht und der Unfall hätte vermieden werden können. Es fehlt aber am Pflichtwidrigkeitszusammenhang. Die rote Ampel hat lediglich die Aufgabe, im Ampelbereich die Vorfahrt zu regeln. Vom Schutzbereich der roten Ampel wird nicht mehr der Bereich in einem Kilometer Entfernung erfasst.
Vorhersehbarkeit bei fahrlässiger Körperverletzung
Der Eintritt der Verletzung muss darüber hinaus auch vorhersehbar gewesen sein, was immer dann der Fall ist, wenn man nach den Erfahrungen des täglichen Lebens damit rechnen konnte.
Es ist zum Beispiel für einen Arzt vorhersehbar, dass die Verabreichung falscher Medikamente zu einer körperlichen Verschlechterung führen wird. Es ist ebenfalls für einen Autofahrer vorhersehbar, dass es im Winter auf Brücken regelmäßig glatt ist.
Vermeidbarkeit bei fahrlässiger Körperverletzung
Darüber hinaus kommt es für die Beurteilung, ob jemand eine fahrlässige Körperverletzung begangen hat, auch auf die Frage der sogenannten Vermeidbarkeit an. Unvermeidbar ist eine Schädigung, wenn sie auch ohne Pflichtwidrigkeitsverstoß eingetreten wäre. Fährt beispielsweise ein Autofahrer zu schnell und verursacht einen Verkehrsunfall, zu dem es aber auch mit gleichen Verletzungen gekommen wäre, wenn der Autofahrer mit zulässiger Geschwindigkeit gefahren wäre, dann wäre der Unfall unvermeidbar gewesen. Eine Strafbarkeit wegen fahrlässiger Körperverletzung würde ausscheiden.
2. Strafanzeige oder Strafantrag bei fahrlässiger Körperverletzung
Die fahrlässige Körperverletzung nach § 229 StGB wird ebenso wie die einfache Körperverletzung nach § 223 Abs.1 StGB aber regelmäßig nur dann strafrechtlich verfolgt, wenn der Verletzte einen Strafantrag stellt. Nur die Erstattung einer Strafanzeige ist in der Regel nicht ausreichend. In selteneren Fällen kann es auch zu einer Strafverfolgung kommen, wenn die Staatsanwaltschaft ein besonderes öffentliches Interesse darin sieht.
3. Strafrahmen oder Strafmaß bei fahrlässiger Körperverletzung
Das Gesetz sieht für die fahrlässige Körperverletzung einen Strafrahmen (Strafmaß) bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe oder eine Geldstrafe vor. Die tatsächliche Höhe der Straferwartung richtet sich dann nach Fragen wie der Schwere der Pflichtverletzung und den Verletzungen des Geschädigten.
4. Hilfe durch einen Rechtsanwalt
Sollten sie einer fahrlässigen Körperverletzung beschuldigt werden, so wird ein Verteidiger den Sachverhalt insbesondere dahingehend prüfen, ob ein Pflichtwidrigkeitszusammenhang bestand, und ob die Körperverletzung überhaupt vermeidbar war. Zudem wird ein Verteidiger in der Regel daraufhin hinwirken können, dass ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung gegen die Erfüllung von Auflagen, wie einer wohltätigen Spende, schon eingestellt wird, bevor es überhaupt zu einer Anklage kommt. Wenn gegen Sie ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung geführt wird, können Sie unter den angegebenen Kontaktdaten einen Besprechungstermin mit Rechtsanwalt Dietrich vereinbaren.